Noch einen Kaffee und dann mit zwei Müsliriegeln, jeweils einer Flasche Wasser und Eistee im Gepäck, ging es los zur Ruhr Summit.
Die Ruhr Summit ist ein jährlicher Start Up Kongress in Bochum, im Herzen des Ruhrgebiets. Und als ich davon erfuhr, habe ich natürlich direkt das Marketing angeschrieben und gefragt, ob das was für uns wäre.
Denn die GG ist noch jung und innovativ. Wir möchten ungern die alten, eingetretenen Pfade von konservativen Unternehmen betreten, geschweige denn nur in die Nähe dieser geraten.
Und so dachte ich…
„Hey, vielleicht ist die Ruhr Summit was für uns? Neue Ideen tanken und Menschen kennenlernen, die genauso ticken wie wir.“
Die Marketing Minions haben uns da nicht gesehen. Meine erste Reaktion – Schade. Aber bevor ich das äußern konnte, wurde ich schon gefragt, ob ich nicht dennoch dahin möchte.
Das war wieder so ein Punkt, der mich leicht in Staunen versetzt hat. Auch wenn ich mittlerweile davon überzeugt bin, dass jeder bei uns im Unternehmen unsere Werte mitträgt, so komme ich doch nicht herum, manchmal wieder in mein angelerntes Misstrauen zurückzufallen. Jahrzehntelanges arbeiten in konservativen Unternehmen hat auch mich geprägt.
Und so fand ich es umso cooler, dass die GG mich unterstützt dorthin zu gehen, obwohl sie jetzt keinen konkreten Mehrwert für das Unternehmen sahen, sondern, weil ich einfach neugierig war.
„Wie mega ist das denn?“, schießt es mir dann durch Kopf, als ich in meiner Wahlheimat zu der Jahrhunderthalle ging, die nur etwa 30 Minuten fußläufig von meiner Wohnung entfernt liegt.
Drinnen angekommen verschaffte ich mir erstmal einen Überblick. Ich kenne die Jahrhunderthalle bereits, da ich selbst schon mal für die Ruhrtriennale gearbeitet hatte und auch schon wegen anderen Events vor Ort war.
Es sind nicht so viele Menschen anwesend wie gehofft, aber dafür sind es eine Menge junger Leute. Und wenn ich dann zwischen einer Horde Mitzwanzigjähriger stand, hätte ich mich schon fast etwas alt fühlen können. Tat ich aber nicht, denn das Publikum war wirklich gemischt und ausnahmsweise beeinflusste ich mit meiner Anwesenheit den Altersdurchschnitt nicht so stark wie üblich.
Generell haben die Veranstalter sich viel Mühe gegeben dem Event einen frischen und jungen Anstrich zu verpassen.
Das Catering wurde von Turock, einer bekannten Metal-Kneipe aus Essen gestemmt. In der ersten Halle gab es in der Mitte einen Eisstand und ein „Iglu“, während am Rand auf zwei Stages mit Lautsprechern Vorträge, Paneldiskussionen und als Pausenfüller DJ Sets stattfanden.
In dem Iglu war ebenfalls eine kleine Bühne mit Vorträgen.
Das besondere war hier, dass es keine Lautsprecher gab, sondern Kopfhörer, über die das Publikum dem Vortrag folgen konnte.
Ein geniales Konzept, welches ebenfalls in der zweiten Halle, bei den unzähligen kleinen Bühnen, verwendet wurde, die an das Ende eines jeden Ganges gequetscht waren.
Also Kopfhörer drauf und zuhören.
Die erste Ernüchterung folgt schnell, denn irgendwie konnte ich kaum was für mich finden. Ich hatte meine große Hoffnung auf den Bereich „Future Web“ gesetzt. Einer der vielen Themengebiete, die auf der Ruhr Summit vertreten war.
Aber es gab fast ausschließlich Vorträge über Blockchain. Der eine Vortrag, der um „Workation“ ging, beschrieb die Zukunft der Arbeit, wie wir sie bei der GG schon leben. Papierlos und remote von überall arbeiten können.
„Naja, dann schau ich mal weiter“, dachte ich, bei der Vernichtung des ersten Müsliriegels und setze mich zu einer der großen Stages. Meine Wahl fiel auf die „Innovation“ Stage.
Und während ich dann dem Vortrag lauschte, merkte ich, dass ich das alles schon kenne. Es kommt eine Menge „Marketing-Sprech“ mit haufenweise denglischen Begriffen, die beschreiben sollten, dass Digitalisierung die Zukunft ist.
Es dauerte nicht lange und auf einmal erwischte ich mich, wie meine Arbeitsnachrichten und -Mails auf meinem Handy interessanter waren als der Vortrag – aus denen konnte ich immerhin noch etwas Neues lernen.
„Dann wird es halt der Vortrag danach“, dachte ich mir.
Aber auch bei dem Thema „Reinvention“ mit Beispielen von Unternehmen, die das bereits geschafft haben, die alten konservativen Methoden der Arbeits- und Werbewelt hinter sich zu lassen, kam mir das wieder sehr vertraut vor, während ich dann den zweiten Müsliriegel aß und die Wasserflasche leerte.
Ich hatte generell nicht viel Neues auf der RuhrSummit erfahren, hatte nur einen neuen Kontakt bei LinkedIn von einer Firma, die es schon seit 30 Jahren gibt und im Bereich Schnittstellen arbeitet. Also auch nicht wirklich ein StartUp.
Ich blieb insgesamt ca. 4 Stunden und machte mich dann (ein kleines bisschen enttäuscht) auf den Heimweg.
War das jetzt verschwendetes Geld?
Hätte ich mir die Zeit sparen können?
Was habe ich jetzt Neues gelernt?
Nichts wirklich. Aber ich hatte eine Bestätigung bekommen, dass wir auf einem guten Weg sind.
Und während ich dann wieder das Gelände verließ, dachte ich darüber nach, dass wir doch auf dieses Event passen.
Aber nicht als Besucher. Wir gehören auf die Bühne.